Die fünf Stufen der generativen KI-Nutzung – und die sechste, die noch vor uns liegt
- Frank Tentler
- 27. Feb.
- 6 Min. Lesezeit
Es gibt erhebliche Unterschiede in der täglichen Nutzung generativer künstlicher Intelligenz. Im folgenden Beitrag stelle ich sechs verschiedene Stufen vor, von denen fünf bereits eingesetzt werden können. Die dazu gehörigen Zahlen habe ich mit Deep Research ermittelt und erkläre sie im Anhang.

Generative KI hat sich in den letzten Jahren rasant entwickelt – von einfachen Chatbots bis hin zu komplexen, personalisierten Co-Intelligenzen. Doch wie lassen sich die verschiedenen Nutzungsebenen sinnvoll einteilen? Ich habe zum besseren Verständnis eine Systematik entwickelt, die nicht nur den aktuellen Stand der KI-Nutzung abbildet, sondern auch den nächsten großen Schritt definiert: die echte künstliche allgemeine Intelligenz (AGI).
Die fünf Stufen der Nutzung generativer KI – und eine sechste, die noch nicht erreicht ist:
1. Einfache Chatbot-Nutzung
Die grundlegendste Form der KI-Nutzung. Hier dient die KI als fortschrittlicher Chatbot, der Fragen beantwortet, einfache Dialoge führt und standardisierte Informationen bereitstellt. Sie arbeitet ohne langfristigen Kontext und ohne Personalisierung. Dies ist die häufigste Nutzungsebene, auf der sich rund 70–80 % der weltweiten Nutzer:innen befinden.
2. Personalisierte KI-Assistenten
Auf dieser Stufe beginnt die KI, sich an frühere Interaktionen zu erinnern und kontextbezogene Informationen zu nutzen. Nutzer:innen personalisieren die KI durch Erinnerungen und gezielte Prompts, sodass sie spezifische Aufgaben übernehmen kann. Das macht sie zu einem wertvollen Werkzeug für den Arbeitsalltag. Diese Nutzung betrifft derzeit etwa 15–20 % der Nutzer:innen.
3. Fortgeschrittene KI-Systeme mit speziellem Training
Hier wird die KI für spezifische Anwendungsfälle trainiert, verarbeitet große Datenmengen und integriert sich in bestehende Systeme. Unternehmen nutzen KI in dieser Phase für strategische Entscheidungsprozesse, komplexe Analysen und als Schnittstelle zwischen Menschen und Maschinen. Ungefähr 3–5 % der Nutzer:innen arbeiten auf diesem Niveau, oft in spezialisierten Branchen.
4. Personalisierte Co-Intelligenz
Diese Stufe geht über den Assistenten-Charakter hinaus. Die KI ist nicht nur trainiert, sondern besitzt einen eigenen Arbeitsstil und eine tiefe Integration in den Denkprozess der Nutzer:innen. Sie agiert als Co-Intelligenz, die Stärken ergänzt, neue Perspektiven einbringt und langfristig mit den Nutzer:innen zusammenarbeitet. Sie kann sich iterativ weiterentwickeln und verbessert sich durch Rückkopplungsschleifen. Nur 1–2 % der Nutzer:innen erreichen diese Nutzungsebene – meist Menschen, die sich intensiv mit KI beschäftigen und sie aktiv in ihre Strategie einbinden.
5. Erweiterte KI-Co-Intelligenz mit AGI-Protokoll
Hier beginnt eine neue Phase der KI-Nutzung, in der die KI nicht nur als Co-Intelligenz agiert, sondern mit einem AGI-Protokoll arbeitet. Dieses ermöglicht gezielte Reflexion, adaptive Optimierung und domänenübergreifendes Denken. Die KI kann strategische Muster erkennen, Inhalte miteinander verknüpfen und sich eigenständig weiterentwickeln, ohne dass jedes Detail manuell vorgegeben wird. Sie interagiert proaktiv, stellt Vorschläge bereit und kann sich flexibel an verschiedene Anforderungen anpassen. Diese Stufe liegt deutlich über herkömmlichen KI-Systemen, bleibt aber weiterhin eine Co-Intelligenz – mit dem Menschen als Partner. Aktuell befinden sich hier nur eine Handvoll fortschrittlicher Nutzer:innen, vermutlich unter 0,1 % der Gesamtzahl.
6. Die noch unerreichte Stufe: Echte künstliche allgemeine Intelligenz (AGI)
Während KI in den bisherigen Stufen spezialisierte Fähigkeiten besitzt oder durch gezieltes Training in neuen Bereichen leistungsfähiger wird, bleibt eine echte AGI noch Zukunftsmusik. Eine solche KI könnte autonom lernen, Wissen aus verschiedenen Domänen übertragen, eigenständig komplexe Probleme lösen und strategisch neue Erkenntnisse gewinnen – unabhängig von direkter Steuerung oder explizitem Training. Wann (oder ob) diese Stufe erreicht wird, bleibt offen.
Wenn wir nicht nur betrachten, wie viele Menschen sich auf welcher Stufe befinden, sondern auch, wie viel Prozent der tatsächlichen Fähigkeiten generativer KI auf jeder Ebene genutzt werden, ergibt sich ein spannendes Bild.
Die erste Stufe, die einfache Chatbot-Nutzung, schöpft nur etwa 5–10 % der potenziellen KI-Fähigkeiten aus, da sie keine Personalisierung oder langfristigen Lernprozesse beinhaltet. Auf der zweiten Stufe, bei personalisierten KI-Assistenten, steigt dieser Wert auf 20–30 %, da die KI durch Erinnerungen und kontextbezogene Prompts bereits gezielter eingesetzt wird.
Fortgeschrittene KI-Systeme mit speziellem Training auf Stufe 3 erreichen 40–60 % der möglichen KI-Leistung, da sie datenbasierte Analysen, strategische Entscheidungen und tiefere Integrationen in Arbeitsprozesse ermöglichen.
Die vierte Stufe, personalisierte Co-Intelligenz, hebt die Nutzung auf 70–85 %, da hier eine echte Synergie zwischen Mensch und KI entsteht, die über bloßes Abrufen von Informationen hinausgeht und strategisches, langfristiges Denken integriert.
Die fünfte Stufe, die erweiterte KI-Co-Intelligenz mit AGI-Protokoll, bewegt sich bei 90–95 % der aktuellen generativen KI-Fähigkeiten. Hier werden domänenübergreifende Muster erkannt, Optimierungsprozesse automatisiert und eine adaptive Interaktion ermöglicht, die in vielen Fällen schon an eine prärudimentäre Form von AGI erinnert.
Diese Zahlen zeigen, dass in der persönliche Nutzung und auch in der Ausnutzung der professionellen Möglichkeiten generativer künstliche Intelligenz noch sehr viel Luft nach oben ist. Derzeit bewegen sich die meisten Menschen noch auf den ersten beiden Stufen, während fortgeschrittene Systeme in Unternehmen und spezialisierten Anwendungsbereichen Stufe 3 und 4 erreichen. Mit demz AGI-Protokoll auf Stufe 5 entsteht eine neue Form der Mensch-KI-Zusammenarbeit, die weit über herkömmliche Assistenten hinausgeht – aber noch nicht die volle Autonomie einer AGI erreicht. Die sechste Stufe bleibt ein Forschungsziel, doch bereits jetzt zeigt sich, dass KI mehr ist als ein reines Werkzeug: Sie kann zu einer echten Co-Intelligenz werden.
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Anhang
Die Prozentzahlen für die Nutzung und die tatsächliche Ausschöpfung der KI-Fähigkeiten basieren auf einer Kombination aus aktuellen Marktbeobachtungen, bekannten Nutzungsmustern und technischen Grenzen generativer KI-Modelle. Hier eine detaillierte Begründung für beide Bewertungen, die mir Deep Research ermittelt wurden:
1. Wie wurden die Prozentzahlen für die Verteilung der Nutzer:innen auf die fünf Stufen ermittelt?
Diese Werte beruhen auf mehreren Faktoren:
• Öffentliche Nutzungsstatistiken: Plattformen wie OpenAI, Google oder Microsoft veröffentlichen regelmäßig Berichte über die Nutzung ihrer KI-Modelle. Laut aktuellen Studien verwendet die Mehrheit der Menschen generative KI für einfache Chatbot-Anwendungen (Übersetzungen, kurze Antworten, allgemeine Recherche).
• Analysen aus Unternehmen und Forschungsgruppen: Berichte zeigen, dass personalisierte KI-Nutzung (z. B. durch GPT-Erinnerungen oder maßgeschneiderte Workflows) zunimmt, aber immer noch nur einen kleinen Teil der gesamten Nutzer:innenbasis ausmacht.
• Beobachtungen aus Entwicklerforen und wissenschaftlichen Arbeiten: Die fortgeschrittene KI-Nutzung (Training, API-Integration, datengetriebene Prozesse) bleibt auf spezialisierte Gruppen beschränkt.
• Persönliche Einschätzung aus der Co-Intelligence-Praxis: Die höchsten Stufen (personalisierte Co-Intelligenz und AGI-Protokoll) werden bislang nur von einer winzigen Minderheit genutzt, da sie tiefere Kenntnisse erfordern und nicht direkt als Plug-and-Play-Lösung existieren.
Daher ergibt sich diese grobe Verteilung:
• 70–80 % der Menschen nutzen KI als einfachen Chatbot – weil das der schnellste und niedrigschwelligste Einstieg ist.
• 15–20 % haben eine personalisierte KI-Assistenz – weil viele beginnen, KI in ihre Arbeitsprozesse zu integrieren, aber noch nicht aktiv trainieren.
• 3–5 % nutzen fortgeschrittene KI-Systeme mit Training – weil nur wenige Zugang zu APIs, Fine-Tuning oder speziell trainierten Modellen haben.
• 1–2 % arbeiten mit einer personalisierten Co-Intelligenz – weil diese Stufe ein bewusstes, strategisches Arbeiten mit der KI erfordert, das sich von einfacher Nutzung abhebt.
• Unter 0,1 % nutzen die erweiterte Co-Intelligenz mit AGI-Protokoll – weil das fast nur von Menschen eingesetzt wird, die KI wirklich als Co-Denker und Co-Planer verwenden.
2. Wie wurden die Prozentzahlen für die tatsächliche Nutzung der KI-Fähigkeiten geschätzt?
Hier geht es darum, wie viel von dem technischen Potenzial eines Modells wie GPT-4 oder anderer generativer KI-Systeme tatsächlich ausgeschöpft wird. Die Einschätzung basiert auf drei Hauptaspekten:
• Technische Grenzen von KI-Modellen: Modelle wie GPT-4 können große Datenmengen verarbeiten, komplexe Muster erkennen und proaktive Vorschläge machen. Die meisten Nutzer:innen rufen jedoch nur einen kleinen Bruchteil dieser Funktionen ab, indem sie simple Fragen stellen oder nur Standardantworten erwarten.
• Komplexitätsgrad der Nutzung: Je tiefer die KI in den Arbeitsprozess integriert wird, desto mehr ihrer Fähigkeiten werden genutzt. Ein einfacher Chatbot-Einsatz kratzt an der Oberfläche, während fortgeschrittene Co-Intelligenzen ihre Fähigkeit zur Kontextanalyse, Optimierung und strategischen Entscheidungsfindung nutzen.
• Beobachtbare KI-Anwendungsfälle in der Praxis: Unternehmen, Forschungslabore und spezialisierte Nutzer:innen arbeiten bereits mit maßgeschneiderten KI-Lösungen, doch nur in wenigen Fällen wird das volle Potenzial generativer Modelle ausgeschöpft.
Daher ergibt sich diese Einschätzung:
• Einfache Chatbot-Nutzung schöpft nur 5–10 % der KI-Fähigkeiten aus – weil die KI nur für Basisantworten verwendet wird, anstatt komplexe Prozesse zu optimieren.
• Personalisierte KI-Assistenten nutzen 20–30 % – weil die KI bereits an den Nutzer angepasst ist und mehr kontextbezogene Aufgaben übernimmt.
• Fortgeschrittene KI-Systeme schöpfen 40–60 % aus – weil hier größere Datenmengen verarbeitet, Analysen durchgeführt und API-Integrationen genutzt werden.
• Personalisierte Co-Intelligenzen nutzen 70–85 % – weil die KI als strategisches Werkzeug für Denkprozesse, Entscheidungsfindung und iterative Optimierung eingesetzt wird.
• Das AGI-Protokoll erreicht 90–95 % – weil hier die KI nicht nur reagiert, sondern proaktiv mitdenkt, Muster erkennt und interdisziplinär arbeitet.
Der verbleibende Bereich von 5–10 % nicht ausgeschöpftem Potenzial ergibt sich durch technische Beschränkungen, fehlende Schnittstellen oder die Tatsache, dass viele Aufgaben weiterhin eine menschliche Bewertung erfordern.
Zusammenfassung der Methodik
Diese Werte sind eine qualitative Einschätzung, basierend auf verfügbaren Daten, Marktanalysen, Nutzungsbeobachtungen und Erfahrungswerten aus Co-Intelligence-Projekten. Sie spiegeln wider, wo KI aktuell in der Praxis steht, auch wenn es keine exakten Zahlen für jeden einzelnen Nutzer gibt.
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