KI-Agenten: Ethan Mollick ruft das Ende der Suchmaschine aus
- Frank Tentler
- 7. Feb.
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 10. Feb.

Ethan Mollick, Professor an der Wharton School und Autor des richtungsweisenden Buches “Co-Intelligence: Living and Working with AI”, hat eine provokante These aufgestellt: Die Ära der traditionellen Suchmaschinen neigt sich dem Ende zu, und das wirkt sich auch auf unsere Arbeit mit KI extrem aus.
Seiner Ansicht nach stehen wir am Beginn eines neuen Zeitalters, in dem KI-gesteuerte Forschungsagenten die Art und Weise, wie wir Informationen suchen und verarbeiten, revolutionieren werden.
Mollick beschreibt in seinem Blog “One Useful Thing” die Entwicklung von KI-Agenten, die in der Lage sind, eigenständig komplexe Aufgaben zu übernehmen. Ein Beispiel dafür ist OpenAIs “Deep Research”, ein spezialisierter Forschungsagent, der eigenständig Informationen sammelt, analysiert und daraus fundierte Berichte erstellt. Diese Systeme gehen über die bloße Bereitstellung von Suchergebnissen hinaus; sie strukturieren und interpretieren Daten, um tiefere Einblicke zu bieten.
Diese Entwicklung steht im Einklang mit Mollicks Konzept der “Co-Intelligence”, das die symbiotische Zusammenarbeit zwischen Mensch und KI betont. In seinem Buch argumentiert er, dass wir KI nicht nur als Werkzeug, sondern als Partner betrachten sollten, der unsere Fähigkeiten erweitert und ergänzt. Durch diese Zusammenarbeit können wir effizienter arbeiten, kreativer denken und fundiertere Entscheidungen treffen.
Die traditionellen Suchmaschinen liefern uns eine Liste von Links, die wir selbst durchforsten müssen. Im Gegensatz dazu übernehmen Forschungs-KIs wie “Deep Research” diese Aufgabe für uns, indem sie relevante Informationen identifizieren, analysieren und in verständlicher Form präsentieren. Dies spart nicht nur Zeit, sondern ermöglicht es uns auch, komplexe Zusammenhänge besser zu verstehen.
Was das für unsere Arbeit mit KI bedeutet
Die Integration von AI-gestützten Research-Agenten in den Arbeitsalltag wird unsere Art zu arbeiten grundlegend verändern – schneller, effizienter, aber auch herausfordernder.
Eine der unmittelbarsten Auswirkungen ist die drastische Reduzierung von Recherchezeiten. Was heute Stunden oder Tage in Anspruch nimmt, kann in Minuten erledigt werden. AI-Agenten können riesige Mengen an Informationen filtern, auswerten und in strukturierte Berichte überführen. Das bedeutet, dass sich Fachkräfte weniger mit dem Sammeln von Daten beschäftigen müssen und mehr Zeit für die Analyse und Interpretation haben. Entscheidungen können schneller und fundierter getroffen werden, da die KI nicht nur Daten zusammenstellt, sondern auch Muster erkennt, Risiken abwägt und potenzielle Entwicklungen skizziert.
Auch der Zugang zu komplexem Wissen wird sich verändern. AI-Agenten sind in der Lage, Fachliteratur, wissenschaftliche Studien und Marktanalysen in verständliche Sprache zu übersetzen und die wesentlichen Erkenntnisse herauszuarbeiten. Das demokratisiert Wissen, da nicht mehr nur Experten mit langjähriger Erfahrung oder spezialisierte Teams tiefgehende Analysen durchführen können. Unternehmen werden zunehmend darauf setzen, dass ihre Mitarbeitenden mit KI-Tools interagieren, um neue Erkenntnisse zu gewinnen und bessere Strategien zu entwickeln.
Die Kehrseite dieser Entwicklung ist, dass die Fähigkeit zur kritischen Prüfung von Informationen noch wichtiger wird. Auch wenn AI-Agenten schneller und umfangreicher recherchieren, sind sie nicht unfehlbar. Verzerrte Quellen, veraltete oder fehlerhafte Daten und algorithmische Biases können dazu führen, dass falsche Schlussfolgerungen gezogen werden. Wer sich blind auf eine KI verlässt, riskiert Fehlinformationen oder eine verzerrte Perspektive. Das bedeutet, dass neue Kompetenzen erforderlich werden: Menschen müssen lernen, nicht nur mit KI zu arbeiten, sondern auch ihre Ergebnisse zu hinterfragen, Quellen zu verifizieren und eigene Urteile zu fällen.
Die eigentliche Herausforderung wird jedoch darin liegen, wie wir KI und menschliches Denken optimal kombinieren. Co-Intelligence, wie Ethan Mollick es beschreibt, wird zur Schlüsselkompetenz: KI sollte nicht einfach als Werkzeug betrachtet werden, sondern als Partner, der unsere Fähigkeiten ergänzt, aber nicht ersetzt. Diejenigen, die lernen, die richtigen Fragen zu stellen, Ergebnisse klug zu interpretieren und KI gezielt einzusetzen, werden einen enormen Vorteil haben.
Langfristig wird die tägliche Arbeit mit AI-Agenten nicht nur effizienter, sondern auch anspruchsvoller. Routinetätigkeiten verschwinden, und was bleibt, sind strategisches Denken, kreative Problemlösung und die Fähigkeit, technologische Möglichkeiten sinnvoll einzusetzen. Das erfordert eine neue Form von Arbeitskultur – eine, die den Menschen nicht durch KI ersetzt, sondern ihn befähigt, mit ihr gemeinsam intelligenter zu arbeiten.
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